sechsundzwanzigsechs

Eigentlich wollte ich über die Rolling Stones schreiben. Nein, halt, nicht die Rolling Stones generell. Die Rolling Stones in Wien. Mit mir im Publikum. Aber es hat mich einfach nicht gepackt. Aber, etwas Anderes hat mich mitgerissen. Ich würde gerne darüber schreiben, wie beschissen ich Gendering und Feminismus finde. Ja, ich hab's gesagt. Bitte kommt jetzt nicht auf die Idee zu lesen aufzuhören und vor meinem Haus auf mich zu warten, nur um mich dann ziemlich schmerzvoll umzubringen, ich erkläre das ja.
Also: Gendering. Darüber habe ich mit meiner Mama einmal einen sehr amüsanten Artikel von dem Herrn Tassilo Wallentin gelesen. Zusammengefasst stand da einfach drinnen, dass man nicht so übertreiben soll und wir weder SchülerInnenhelferInnen noch Kinder-PinguinInnen im Kühlregal brauchen. Der Meinung des siebzehnjährigen Mädchens hinter dem Bildschirm nach ist dieses mega übertriebene Gendering für reiche, weiße, "alternative" Frauen, die zu faul dafür sind wirklich etwas zu verändern. Sie stürzen sich auf Jeden, der sie nur schief anschaut oder keine BlumInnen auf dem Balkon pflanzt.
Natürlich, nach siebenundsechzig Jahren ist es Zeit für die Töchter in unserer Hymne, sehe ich auch so, aber es muss nicht sein. Ich weiß, dass ich ganz genauso wichtig bin wie ein Sohn. Und wenn dieser Sohn das nicht einsehen möchte, dann ist er ein Idiot und ich sollte mich nicht mit solchen Menschen umgeben. Punkt. Wir müssen keine bösen, offenen Briefe schreiben und all unsere Energie so verschwenden. Stattdessen sollten wir unsere Energie nutzen, um zu zeigen, dass wir wichtig sind.
Was mich aber am Meisten stört ist, dass es uns als Frauen wirklich gut geht. Wir werden zumindest vom Staat als gleichwertig anerkannt. Von der Kirche fange ich lieber nicht an, sonst hört dieser Post nie auf.
Kurz und bündig: Wir, hier in Österreich, sind genauso viel wert wie Männer. Theoretisch zumindest. Aber das genügt mir, denn an vielen Orten der Welt ist das nicht so. Meine Frage jetzt: Warum zur Hölle verschwenden so viele Frauen ihre Zeit an blöde "Volksrocker" und andere komplett unnötige Sachen? Uns geht's eh gut, was ist mit den Anderen? Haben die kein Recht auf eine freie Wahl der Kleidung, auf Bildung, auf eine Meinung? Auf Anerkennung? Wir müssen Prioritäten setzen. Und meine liegen ganz sicher nicht beim Gendering.
Auch Feminismus im Allgemeinen finde ich scheiße. Der Duden sagt Feminismus ist eine "Richtung der Frauenbewegung, die, von den Bedürfnissen der Frau ausgehend, eine grundlegende Veränderung der gesellschaftlichen Normen (z. B. der traditionellen Rollenverteilung) und der patriarchalischen Kultur anstrebt". Feminismus steht also für Gleichheit. Equality. Keine Rollenverteilung, kein bevorzugtes Geschlecht. Equality. E-qual-i-ty. Ich hoffe spätestens jetzt ist offensichtlich, worauf ich hinaus will. Warum heißt es immer noch Feminismus? Wer ist je auf die Idee gekommen diese Bewegung Feminismus zu nennen? Das ist so, als würde ich meine Anti-Rassismus-Gruppe "Ich hasse dich weil du einmal Neger gesagt hast!" nennen. Keine Angst, diese Gruppe existiert nicht. Aber wenn sie existieren würde wären ihre Mitglieder doch ziemliche Heuchler. Denn es ist auch nicht ok Männer niederzumachen, nur weil sie Männer sind. Das hatten wir doch schon mal, jetzt müssen die Frauen beziehungsweise die Feministinnen lernen, dass nicht hinter jedem Satz eine sexistische Botschaft steckt. Ich sage nicht, dass jede Feministin eine aggressive, scheinheilige, verrückte Frau ist, aber ich kenne genug. Und das ist nicht ok.
Ich brauche keinen Feminismus, ich will nicht gehätschelt werden, nur weil ich eine Frau bin. Ich will nicht einen Job bekommen, weil eine Firma eine Frauenquote zu erfüllen hat. Ich will, dass jeder die gleiche Chance hat und niemand ausgeschlossen wird. Ich will Equalismus.

viersechs

Auf meiner Startseite wurde gerade der Artikel "Why Girls Should Stop Wearing High-Waisted Shorts" von der Seite totalfratmove.com geteilt. Ich weiß leider nicht, wer diesen Artikel geteilt hat, aber ich hoffe, dass die Person das hier sieht und sich angesprochen fühlt.
Der Autor beginnt den Artikel indem er erklärt, dass er kein Fashiondesigner ist, aber eine Meinung vertritt und diese aufzeigen wird. Der nächste Satz lautet, ich zitiere, "I’d like to take some time out of your day to talk about a fashion epidemic that is making the beautiful asses of the world disappear, one by one."
Dieser Satz beschreibt eigentlich den gesamten Text sehr gut, aber ich möchte trotzdem auch Zeit aus eurem Tag nehmen und werde auf die einzelnen Argumente dieses Textes eingehen.

Das Erste lautet "Only Supermodels Look Good In Them"
In diesem Absatz erklärt uns der Autor, dass nur Mädchen mit einem schönem Arsch, perfekten Brüsten und einer guten Taille diesen Look rocken können. Was die Brüste damit zu tun haben ist mir unklar, aber gut. Dann behauptet er, dass die meisten Mädchen diesem aufgestelltem Ideal nicht im Entferntesten nahe kommen. Was ich hier herauslesen kann ist, dass überhaupt nur gephotoshoppte Models gut aussehen und der Rest seinen Speck gefälligst mit weniger formbetonter Kleidung kaschieren soll. (Der Autor bittet übrigens um Fotos per Mail, falls diese Art von Shorts wie durch ein Wunder doch an einem Mädchen gut aussehen. Nur so als... Beweis.)

Das zweite Argument bezieht sich auf selbstgemacht Shorts. "Your Homemade Pair Looks Even Worse", meint er. Nur kurz zur Info: Ich trage mein Gewand nicht, damit es dir gefällt. Die Warscheinlichkeit ist groß, dass ich deinen Kleidungsstil auch scheiße finde, aber ich schreibe keinen Artikel darüber und veröffentliche den dann im Internet. Aber zurück zu dem eigentlichen Thema. Ich gehe gerne Second-Hand shoppen, tausche Gewand oder verändere es. Ich spare Geld und schone die Umwelt. Außerdem macht es Spaß. Natürlich sind meine Sachen nicht so schön wie die, die im H&M oder Zara hängen, aber ich kann sie mit gutem Gewissen tragen und auch ein bisschen stolz sein. Man muss nicht immer alles neu kaufen, besonders wenn es sich um Kleidung, Möbel oder elektronische Geräte handelt. Diese kann man gebraucht kaufen, auch wenn sie nicht perfekt sind, und sie dann so verändern, dass sie passen. Damit tragen wir einen kleinen Teil zur Erhaltung der Erde bei und sparen außerdem noch Geld.

"They Make Great Asses Disappear"
"Before the feminists start blasting me on Twitter, I realize that not every item of women’s clothing is made for the sole purpose of enticing sexual interest from men. But come on, ladies. These might be hip right now, but they aren’t doing your natural blessings any favors."
Da hat der Autor ein kleines bisschen mitgedacht. Ja, nicht jedes Stück ist gemacht, um Männer sexuell anzuregen. Aber hat er auch daran gedacht, dass ich mein natürliches Hinterteil, dass anscheinend ein großer Segen für die Männerwelt ist, nicht zur Schau stellen möchte? Weiß der Autor, wie oft ich in unangenehme Situationen gerate, weil grindige Männer mir nachpfeifen, Sachen zurufen oder mir einfach hinten (oder vorne) drauf starren? Ich versuche jeden Tag eine lange Weste oder ein langes Shirt zu tragen, damit ich auf meinem Weg, wohin ich auch fahre, in Bahn, Bus oder einfach auf offener Straße, nicht in solche Situationen gerate. Ich habe mich daran gewöhnt Angst haben zu müssen. Aber das ist kein Zustand. Diese Übersexualisierung von banalen Körperteilen muss aufhören. Ich habe einmal ein Bild im Internet gesehen. Die Beine einer Frau, von hinten. Auf den Beinen waren mit Marker die verschiedenen Längen der Röcke markiert. Die Markierungen gingen von prüde über unmodern bis zu frech. Dann haben die letzten Markierungen begonnen. Provokativ. Herausfordernd. ("Asking for it", ich nehme an, es geht um Vergewaltigung.) Nutte. Hure. Bei Hure waren gerade die ersten Zentimeter des Hinterns zu sehen.
Also bin ich entweder prüde oder ich möchte vergewaltigt werden. Und es geht hier nur um Beine. Um Beine! Ich kann das wirklich nicht verstehen, es sind nur Beine. Inwiefern provoziere ich Männer, wenn ich meine Beine zeige? Wieso ist es gesellschaftlich nicht anerkannt, wenn Frauen so über Männer reden, aber schon, wenn Männer Frauen auf diese Art labeln? "Der Otto hat heute wieder so eine kurze Hose an, den würde ich gerne mal vor mir über den Tisch gebeugt sehen." Das klingt komplett absurd. Und anstatt unseren Mädchen beizubringen sich zu verstecken und Angst zu haben sollten wir unseren Buben von klein auf beibringen, dass sie nicht gleich einen Ständer kriegen sollen, wenn sie ein Knie sehen. Wissen die überhaupt, für was ein Hinterteil wirklich gedacht ist? Oder Brüste, daran ist überhaupt nichts sexuell Anregendes, die bestehen aus Fett und da kommt Milch raus. Und selbst wenn ich dich errege ist es deine Aufgabe damit klar zu kommen anstatt mich zu vergewaltigen weil ich ja direkt "danach frage". Gut, ich will nicht heucheln, diese Körperteile können ganz schön sein, aber wenn ich in einem Restaurant sitze und sehe, wie der Kellner einem anderen Gast seine Pizza bringt rufe ich der Pizza weder schweinische Dinge zu, noch pfeife ich ihr nach und am allerwenigsten werde ich aufstehen und diese Pizza essen, obwohl ich das wahnsinnig gerne tun würde. Ich habe kein Recht dazu, diese Pizza in Verlegenheit zu bringen, ihr Angst zu machen oder mich an ihr zu vergreifen! Ich muss Geld (Achtung, Metapher!) ausgeben und mir eine eigene Pizza kaufen und sie gut behandeln.

Das letzte Argument lautet "They Remind Us Of Our Grandmothers"
Ja, du, is ma wurscht. Wenn du findest, dass ich eine heiße Granate bin, toll, wenn du findest, dass ich so viel Sex-Appeal habe wie deine Oma stört mich das aber auch nicht. Solange du mir nicht die Schuld dafür gibst, dass du nicht sofort bei meinem Anblick eine Errektion bekommst und mich deswegen nervst. Ich bin nicht da, damit du dich aufgeilen kannst. Ich bin da um ein eigenes, zivilisiertes Leben zu führen und nicht, damit du mir sagen kannst, wie ich mich richtig anziehen soll, damit du mich scharf findest.
"It’s a scientific fact that the older a person gets, the higher up their waistline ultimately becomes. It’s like the opposite of the effect that gravity ultimately holds over your nipples. Why speed the process along on your sixtyfive-year journey to the old lady lifestyle by dressing like one now?"
Diese Studie würde ich gerne einmal sehen. Weißt du übrigens, dass du diese Omis in wasweißich, vielleicht sechzig Jahren einmal knallen willst? Glaub mir, dann sind die genau dein Typ. Weil deine Nase und deine Ohren nämlich nie aufhören zu wachsen. Deine Haut wird grauslich und dir wachsen Haare, wo du nie gedacht hast, dass die sich da mal hinverirren. Und wie es um dein Lieblingsspielzeug stehen wird muss ich dir wohl nicht genauer beschreiben. Aber so viel Action wird da unten sowieso nicht mehr abgehen.

Um es nocheinmal zusammenzufassen: Ich trage was ich will und wenn ich Nudistin werde und es dich geil macht hast du ein Problem, wenn du nämlich versuchst mir zunahe zu kommen spürst du meinen nackten Fuß an Stellen, wo du ihn lieber nicht spüren würdest. Und ja, ich trage highwaisted Shorts und ich trage sie gerne, weil ich finde, dass die echt gut ausschauen und wenn es dich stört ist das ok, aber behalt es für dich und hör auf mir zu befehlen, was ich tragen soll, damit ich besser aussehe. Mein Arsch geht dich gar nichts an und ob du ihn siehst oder nicht sollte dir egal sein, denn es ist wirklich nur ein Arsch und das wars. Ich rufe hiermit alle Menschen dazu auf, das zu tragen, was sie an sich schön finden und sich nicht um solche Vollidioten zu kümmern. Und alle, die die Meinung des Verfassers dieses Artikels teilen, würde ich bitten, mich sofort von ihren Freunden zu entfernen. Danke und einen schönen Tag noch.

http://totalfratmove.com/why-girls-should-stop-wearing-high-waisted-shorts/

zwölffünf

Piraten. Das sind heutzutage nicht mehr räudige Seebären mit Augenklappen sondern so ziemlich Alle im Alter von zehn bis dreißig. Gebt es zu, ihr habt alle schon einmal einen Film gestreamt. Ob Kinox, Movie4k oder Burning-Series, ihr seid alle schuldig. Und von uTorrent, GetTube oder ClipGrab möchte ich gar nicht reden. Aber ich verstehe jeden einzelnen von euch. Ich selbst besitze tausendeinhundertdreiundsiebzig Titel in meiner iTunes-Mediathek. Das sind drei komma sechs Tage Musik und sieben komma fünfzehn Gigabyte. Das schockt mich jetzt selber ein bisschen. Und jetzt stellt euch vor, dass ich jedes Einzelne Lied gezahlt hätte. (Ich sage hier nicht, dass ich nicht gezahlt habe. Ich sage aber auch nicht, dass ich gezahlt habe.) Bei einem Durchschnittspreis von neunundneundzig Cent sind das tausendeinhunderteinundsechzig Euro und siebundzwanzig Cent. Puh. Meine Mediathek ist also offiziell mindestens genausoviel wert wie mein Laptop. Man lasse sich das auf der Zunge zergehen. Das ist doch verrückt! Gar nicht zu sprechen davon, dass es die meiste Musik, die ich besitze, gar nicht zu kaufen gibt. Die Artisten sind häufig bloß auf SoundCloud und Youtube vertreten. Und dann gibt es noch großartige Bands, die es eigentlich ja nicht gibt. Blast zum Beispiel sind die Interpreten eines meiner Lieblingslieder und stammen ursprünglich aus einem Manga von Ai Yazawa. (Übrigens eine herzzerreissend und wundervolle Geschichte. Meine höchsten Empfehlungen!)
Abgesehen von der Musik sehe ich pro Woche theoretisch circa drei Stunden und neunundvierzig Minuten in Serien. Praktisch sehe ich wohl eher bloß zwei Stunden, da immer mindestens die Hälfte der Serien Sendepause hat. Die Gründe, dass ich mir die Serien vielleicht nicht im Fernsehen anschauen kann sind, dass ich erstens zu den meisten Sendezeiten keine Zeit habe oder schlafe, mein Fernseher im Keller steht und ich nicht alleine da unten sein möchte, ich weder HBO noch Sky abonniert habe, die Serien auf Deutsch nicht so weit fortgeschritten sind und ich sowieso aus Prinzip nur auf Englisch schaue. Wer schaut denn Game of Thrones auf Deutsch? Jon Schnee? Klingt fast so bescheuert wie die schwarze Perle aus den wortwörtlich übersetzten Piraten der Karibik. Was ist eigentlich der Fluch der Karibik? Ist es Captain Jack Sparrow? Oder der Mondschein-Fluch, von dem Barbossa's Crew befallen war? Würde mich sehr interessieren.
Filme schaue ich normalerweise keine, ich kann mich nicht zwei Stunden konzentrieren und da gespannt zuschauen. Ich muss mich nebenbei immer anders beschäftigen. Außer Dirty Dancing. Den Film kann ich mir wieder und wieder anschauen.
Was ich aber möglicherweise schon, möglicherweise aber auch nicht, herunterlade sind Programme und Spiele. Allein Photoshop macht ungefähr dreihundert Euro im Jahr. Wer kann sich das denn bitte leisten? Die legen es ja wirklich darauf an. Und auch ein Computerspiel ist mir keine sechzig Euro wert. Ich weiß nicht, wer sich diese Preise ausgedacht hat, aber ich finde es einfach nur verrückt. Ich bin dafür, dass wir alle protestieren. Nein, nicht in dem wir die Piraten wählen. Sondern indem wir einfach keine dieser Medien mehr beanspruchen. Legal. Kino ist ok, das verstehe ich. Da wird dir ja etwas geboten und die österreichischen Preise sind auch halbwegs normal. Aber ein Euro pro Lied, zehn Euro pro Film (Ich habe keinen blassen Schimmer wieviel eine DVD kostet.) und an die zwanzig bis dreißig Euro pro Staffel ist zuviel. Solange die Preise nicht gemäßigt werden bezahle ich vielleicht nicht. Vielleicht auch schon. Oder nicht. Machen wir unsere eigenen Preise, mit Blackjack und Nutten. (Jeder, der diese Anspielung jetzt nicht versteht, sollte sich sofort alle Staffeln von Futurama anschauen. Völlig... Legal.)

elffünf

Jö, die Conchita hat gewonnen. Jetzt bekommen wir doch noch unser ach so tolles Event. Du kannst uns gernhaben, Vladimir, die Olympischen Spiele kannst du dir vielleicht erkaufen, aber den Songcontest musst du erstmal verdienen! Nein, jetzt mal im Ernst. Wieso? Ich muss zugeben, den Songcontest habe ich mir nicht angeschaut. Mein Papa hat es mir beim Frühstück erzählt. "Die Wurst hat gewonnen." Keiner so richtig begeistert darüber. Der Kleine fragt, welche Wurst denn was gewonnen hätte. Ob Papa den ortsansässigen Weltmeister-Fleischhauer meint. (Ja, den gibt es wirklich in meinem Kaff.) Nein, eine Mann, ein Frau, ja was denn eigentlich? Meine Eltern tun sich beide etwas schwer damit die Conchita zu labeln. Ich habe beschlossen sie voll und ganz als Frau ernst zu Nehmen. Ihre Sexualität geht mich ja schließlich nichts an und ist mir eigentlich auch Wurst. (Ha. Ha. Ha.)
Aber die eigentliche Frage war ja: Wieso? Ich persönlich kann diesen Songcontest nicht ernst nehmen. Es ging nicht darum, welches Land am Besten war, sondern welches Land der Conchita die höchste Toleranz entgegenbringen kann. Man stelle sich vor: Conchita singt ihr Lied und alle sind begeistert, weil Mut zum Anderssein, die Transgender aus aller Welt sind zu Tränen gerührt und ein Land gibt zwei Punkte. (Ich nehme an es gibt zwölf Gesamtpunkte? Ich habe wirklich noch nie in meinem Leben einen Songcontest gesehen, es tut mir leid. Ich weiß nicht einmal, ob man den Songcontest zusammen schreibt.) Empörung. Diese konservativen Arschlöcher! (Pardon.) Die Meute ist in Rage, ganz Alternativ-Europa hat einen gemeinsamen Dorn im Auge. Es wird ein neuer Staat mit einer regenbogenfarbenen Flagge gegründet und ein Anschlag auf Vladimir Putin verübt. Der ist immer Schuld, wenn es um Menschen geht, die "anders" sind. Muss ja nicht sein, oder? Es muss wirklich schwer gewesen sein, Österreich zu beurteilen. Hätte man mir gesagt, dass ich Conchita Wurst vor aller Welt eine beliebige Anzahl an Punkten für ihr Lied geben muss hätte ich einen auf Edward Snowden gemacht. Aber es interessiert sich zum Glück niemand für meine Meinung und ich muss nicht den Vladimir um Asyl anbetteln. Aber hier kann ich es ja zugeben: Soooo gut war die Wurst nicht. Meiner Meinung nach. Gute Stimme, aber ich kann diese Art von Lied (Ist es eine Ballade?) nur leiden, wenn die Stimme mir Gänsehaut verursacht. Erinnert sehr an James Bond, aber ich als Bond-Süchtige kann euch sagen: Dieses Lied hätte niemals das Zeug dazu, Titellied eines Bond-Filmes zu werden. Aber James Bond wurde sowieso kaputt gemacht und wird bald sterben. (Danke, Sam Mendes, ich hoffe dein Handy fällt dir ins Klo.)
Die Briten waren ganz fetzig. Bisschen Off-Beat, aber nette Botschaft und ein eher besserer Klang. Nicht so ein 0815-Wannabe-Guetta-Mist. Der Beitrag von Armenien war auch nicht so schlecht. Dubstep-Violine à la Lindsey Stirling und ein Sänger mit einer rauen Stimme. Lettland hat ein paar liebe Hippies ins Rennen geschickt, die sicher nicht nur Cakes baken. Oder caken sie Bakes? Estland hat wohl missverstanden, worum es bei dem Songcontest geht. Nein, es ist kein Tanzwettbewerb mit Begleitmusik. Bitte merkt euch das.
Die Schwedin sah aus als würde sie Playback singen. Außerdem hat sie wohl das gleiche Syndrom wie Germanys Next Topmodel Kandidatin Nathalie, sie kann ihre rechte Augenbraue einfach nicht ruhig halten. Island war wiederum ganz ok, eine Mischung aus Funk, Pop und Indie mit einer knalligen Bühne. Way to go, Island. Aber sie hätten sich ruhig mehr trauen können und das ganze nicht so mainstreampopmäßig aufziehen müssen. Mehr Funk hätte dieser Bühne wirklich gut getan. Aber auch wieder eine nette Botschaft und die bunten Anzüge haben das gut unterstrichen.
Albanien und Russland kann ich nicht unterscheiden. Langweilig. Wo sind die Alexander Rybaks dieser Welt? Ein bisschen Schwung, ein Talent und ein süßes Gesicht, mehr braucht man nicht. Man sieht ja, dass die Gewinner sich immer von den anderen Teilnehmern abgehoben haben, wieso kommen die meisten Länder dann trotzdem mit Beiträgen, die alle gleich klingen? Erklär mir das mal wer.
Aserbaidschan kann man in den großen Topf der uninteressanten Balladen werfen. Gähn. Gut, dass du einen Bart hast, Conchita, sonst hätte ich dich ebenfalls mit den anderen zusammengemantscht. "Tick-Tock?" Dein Ernst, Ukraine? Sind wir wohl etwas einfallslos geworden. Klingen tut es aufjedenfall nicht besonders, das einzige Erheiternde war der Stolperer des Background-Performers. Wieso hat jede Sängerin/jeder Sänger übrigens eine oder einen Backgroundperformer/in? Sollten die Augen nicht auf den Star des Liedes gerichtet sein? Warscheinlich haben sie selber geschnallt, dass die Darbietung alleine schnarchlangweilig ist. Der Belgier gefällt mir aber richtig gut. Nicht vom gesanglichen Angebot, das war so naja. Aber die Message. Mother. Das ist gut. Und er selbst. Wie Samwell Tarly, Bruder der Nachtwache aus dem "Lied von Eis und Feuer". Ein knuffiger, lieber Teddybär. Süß. Am Gesang kann er aber trotzdem noch arbeiten.
Oh, schon wieder eine Dubstep-Violine und eine verruchte Stimme. So ein Zufall. Hast du toll gemacht, Moldawien. Einzigartig. San Marinos Lied erinnert sehr an das von Conchita gemixt mit einem Schlager. Die Sängerin hatte aber leider keinen Bart. Blöd gelaufen. Die beißen sich jetzt sicher in den Hintern. Die Portugiesen bringen nach "Ai Se Eu Te Pego" einen neuen Gute-Laune-Hit. Mir kommt es vor, als hätte ich dieses Lied schon hundertmal gehört. Nächstes mal soll die gute Frau ihre Brüste ganz auspacken, dann gibt es wenigstens etwas Spannendes zum diskutieren.
Die Niederlande bringen zwei Indie-Folk-Hipster, eine langsamere Version der "Mumford and Sons". Ja, gefällt mir. Und Respekt vor dem Akzent, sind das wirklich Niederländer? Wie auch immer, für mich ist das Gewinnerpotential und es gefällt mir sehr, dass sie sich gegenseitig ansingen. Sie sollen die Musik schließlich für sich machen und nicht für jemanden Anderen. Aus Montenegros Beitrag verstehe ich natürlich kein Wort, klingt aber wie ein Heimatlied. Ja, ok, das ist lieb, aber gewinnen kann man damit nicht. Aber: Warum singt sonst fast niemand in seiner oder ihrer Muttersprache? Der Text ist bei den Meisten sowieso Nebensache und darum geht es doch beim Songcontest: Wir sind zwar alle anders, aber trotzdem eine Gemeinschaft! Mehr oder weniger. Stopp, ist das Ricky Martin? Das ist das Einzige, woran ich während dem ungarischen Lied denken konnte. Ricky Martin 2.0 ohne sexy Hüftschwung und Blasmusik im Hintergrund.
Zusammenfassend kann ich sagen, dass mich kein Beitrag umgehauen hat. Nein, ich bin in keiner Position, in der ich Schlechtes über irgendeinen Teilnehmer sagen kann. Ich kann weder singen, noch tanzen, noch habe ich einen Bart. Aber hey, ich tu's trotzdem. Denn ich bin eine waschechte Österreicherin und leide demnach an dem Suderantensyndrom. Soll heißen ich beschwere mich automatisch über alles und jeden. Niemand kann so schlecht von etwas reden, wie ein/e Österreicher/in.
Abschließend möchte ich allen Menschen, die Europa und vor allem Österreich jetzt für supertolerant halten noch Eines sagen: Die sind nicht tolerant, die sind lediglich zu feig, das zuzugeben. Punkt. Mahlzeit.

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